| | Grandioses Konzert zum 50. Geburtstag Die Musikfreunde Tutzing sind mit dem Hausenstein-Preis der Gemeinde ausgezeichnet worden Aus „Starnberger Merkur, 21.6.2022Anlass zur Freude (v.l.): Bürgermeisterin Marlene Greinwald überreichte den Vertretern der „Musikfreunde Tutzing“ – Walter Kärcher, Vorsitzender Prof. Reiner Ginzel, Ursula Müller, Brigitte Ginzel und Ulrike Bormann – den Wilhelm-Hausenstein-Kulturpreis. © Andrea JakschTutzing – Großer Bahnhof für ein großes Jubiläum: Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Musikfreunde Tutzing musizierte am Sonntag das Georgische Kammerorchester in der Würmseehalle. Nicht nur die Größen von Raum und Ensemble waren Rahmen sprengend, auch die Rolle des Vereinsvorsitzenden als Dirigent lag außerhalb gewohnter Bahnen. Prof. Reiner Ginzel steuerte zudem eine Eigenkomposition bei – und als letztes Zuckerl erhielten die Musikfreunde den Tutzinger Kulturpreis. Als Auftakt entbot das knapp 30-köpfig aufspielende Ensemble Mozarts Sinfonie g-moll Nr. 40. Die Vorschusslorbeeren auf das einstige Staatsorchester waren berechtigt: Fein wurde das Thema des Allegro mit all seinen wechselvollen Gestalten klar und intensiv gefasst. Ausdrucksstärke konnte in der Würmseehalle auch nicht schaden, denn akustisch hörte man zwar alles präzise, aber etwas trocken klang es doch. Ausdrucksstärke zeigte auch Reiner Ginzel. Der Vorstand der Musikfreunde ist als Cello-Professor bekannt, aber selten als Dirigent zu erleben. Auf der Bühne nun staunte man über schauspielerisch raumgreifende Bewegungen, aus denen fordernde Gesten für die Forti genauso federnd erwuchsen wie ein dynamisches Nach-Hinten-Lehnen, wenn ein Pianissimo in der Partitur stand. Die heute in Ingolstadt beheimateten Musiker interpretierten mit kultivierten Bläsern den jägerischen Beiglanz des Menuetts, gefolgt von herrlich exakten Streicherwirbeln im tiefschürfenden Schlusssatz. Auf diese schicksalsschwere Stimmung passte der Beginn von Ginzels Uraufführung der „Brahms Metamorphose II“. Ursprünglich habe er mit frohen Takten starten wollen, doch nach dem Kriegsbeginn in Osteuropa habe er „nicht mehr festlich“ anfangen können, bekannte Ginzel einleitend. Die Eigenkomposition, die auf die drei in Tutzing vollendeten Brahmswerke rekurriert sind, entwickelt aus trauerumflorter Oboe und fragender Querflöte einen expressiven Mittelteil, der spannend anzuhören war und von großer kompositorischer Dichte zeugte. Einzig der Schlussteil mit dem von Haydn über Brahms zu Ginzel weitergereichten „St. Antoni-Choral“ (Brahms-Opus 56a) ging zu rasch zu Ende. Weitergereicht wurden im Folgenden Urkunden, Flaschen und Sträuße: Die Blumen überreichte Ginzel den Förderern der Musikfreunde, somit an Tutzings Bürgermeisterin, an den Landrat und an den Vertreter der Sparkassenstiftung; daneben an jene, die mit Konzerträumen Quartier geben: an Pfarrer Peter Brummer und an Udo Hahn von der Evangelischen Akademie. Umgekehrt lobte Bürgermeisterin Marlene Greinwald die kulturellen Verdienste der Musikfreunde, die seit 21. Dezember 1971 im Tutzinger Vereinsregister stehen. Neben der Urkunde über den Wilhelm-Hausenstein-Preis wurde Ginzel das Goldene Buch der Gemeinde zum Eintrag gereicht. Unisono äußerten Schenker und Beschenkte ihre Freude, dass mit Karl-Otto Gigl, mit Alfons Mühleck und mit Altbürgermeister Alfred Leclaire drei Gründungsmitglieder im Publikum waren. Vor den rund 200 Zuhörern entfaltete sich sodann Schuberts große Sinfonie B-Dur Nr. 5 in vollendeter Interpretation mit einem nachtliedhaften zweiten Satz und den zwischen schwerem Schatten und Volkstümlichkeit stehenden Menuett. Wirklich brennende Luft aber erreichte die Zugabe mit einem „Ungarischen Tanz“, dessen zündend nachgeschärfte Rhythmik auf einem eigenen Arrangement des Georgischen Kammerorchesters fußte. Grandios! Von Andreas Bretting
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